Sonntag, 16. Dezember 2012

sonntagnachmittag


Auf faulen Strassen lagern Häuserrudel,

Um deren Buckel graue Sonne hellt.
Ein parfümierter, halbverrückter kleiner Pudel
Wirft wüste Augen in die grosse Welt.


In einem Fenster fängt ein Junge Fliegen.

Ein arg beschmiertes Baby ärgert sich.
Am Himmel fährt ein Zug, wo windige Wiesen liegen;
Malt langsam einen langen dicken Strich.


Wie Schreibmaschinen klappen Droschkenhufe.

Und lärmend kommt ein staubiger Turnverein.
Aus Kutscherkneipen stürzen sich brutale Rufe.
Doch feine Glocken dringen auf sie ein.


In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,

Wird alles dunkler schon und ungenau.
Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.
Ein Mann zertrümmert ein morsche Frau.

Alfred Lichtenstein
(gefunden in: Gedichte und Geschichten, Müller)