Montag, 29. April 2013

capriccio


So will ich sterben:
Dunkel ist es. Und es hat geregnet.
Doch du spürst nicht mehr den Druck der Wolken,
Die da hinten noch den Himmel hüllen
In sanften Sammet.
Alle Strassen fliessen, schwarze Spiegel,
An den Häuserhaufen, wo Laternen,
Perlenschnüre leuchtend hängen.
Und hoch oben fliegen tausend Sterne,
Silberne Insekten, um den Mond –
Ich bin inmitten. Irgendwo. Und blicke
Versunken und sehr ernsthaft, etwas blöde,
Doch ziemlich überlegen auf die raffinierten,
Himmelblauen Beine einer Dame,
Während mich ein Auto so zerschneidet
Dass mein Kopf wie eine rote Murmel
Ihr zu Füssen rollt...

Sie ist erstaunt. Und schimpft dezent. Und stösst ihn
Hochmütig mit dem zierlich hohen Absatz
Ihres Schuhchens
in den Rinnstein –

Alfred Lichtenstein
(gefunden in: Grosse Mausefalle, Eulenspiegel)