Montag, 30. September 2013

die ruhe auf der flucht

warten –
oh noch einmal einen abend ausruhn
vor der unendlichkeit der nacht
die uns mit allem vieh zu paaren treibt
und sich schon sammelt vor den abgestreiften schuhn...

reglos
im angesicht der flut die bald erwacht
noch eine stunde sitzen auf dem mauerrand
stille im schädel und den fuss im sand
dem atem nachsehn der uns aus den lungen schwindet
dem zorn
dem gold das in den augen sichtbar bleibt
wenn die erschöpfung uns in dem entschluss verbindet
noch eine stunde vor dem dunklen auszuruhn –

und dieses tags zu denken der zuletzt uns wärmte
des grossen abends der uns erschrocken sonnte
indes fernher ein kupferrotes lohen lärmte
und schon erlosch im riesengross der horizonte.

Wolfgang Hilbig
(gefunden in: Mir einem Reh kommt Ilka ins Merkur, CVB)