Donnerstag, 27. März 2014

als mir die sprache abhanden kam

vielleicht trank ich gerade kaffee
oder schlug eine zeitung auf.
vielleicht zog ich die vorhänge zu,
oder sah auf die strasse, als sie 
mich verliess. ich dachte noch,
was für ein röcheln
aus der tiefe der wand,
was für ein klirren in diesem raum.
kein fensterglas sprang,
kein sessel fiel um in der küche.
an den strassenschildern erloschen
namen zu buchstabenasche.
über den häusern fuhr der
worttanker davon, massig, lautlos.
meine Zunge zuckte wie ein
gestrandeter wal im trockenen mund.

ich floh aus der stadt,
zog mich hinter die grenze zurück.
kein brief kam an und antworten
blieben aus. wo ich
war, klafft eine lücke.
wo ich bin, treibt
mein schatten ins kraut.

Maja Haderlap
(gefunden auf: lyrikline.org)