Dienstag, 8. April 2014

das bist du

Manchmal fragt man sich: ist das das Leben?
Manchmal weiss man nicht: ist das das Wesen?
Wenn du aufwachst, ist die Klappe zu.
Nichts eratmet, alles angelesen,
siehe, das bist du.

Und du denkst vielleicht: ich gehe unter,
bodenlos und fürchterlich –:
Einer aus dem grossen Graupelhaufen,
nur um einen kleinen Flicken bunter,
siehe, das bist du.

Aber dann, aufeinmalalso, beim Schlendern,
lockert sich die Dichtung, bricht die Schale,
fliegen Funken zwischen Hut und Schuh:
Dieser ganz bestimmte Schlenker aus der Richtung,
dieser Stich ins Unnormale,
was nur einmal ist und auch nicht umzuändern:
siehe, das bist du.

Peter Rühmkorf
(gefunden in: Gedichte, Rowohlt)