Montag, 5. Mai 2014

messmers gedanken

Ich möchte sein wie ein Wunsch. Auf der Schwelle möchte ich stehen. Ein Tag sein vor seinem Anbruch. Noch nicht gewesen sein möchte ich.

Mit den Fäusten in den Augen habe ich den Tag verbracht. Es hat schwarz und rot geregnet in meiner Lichtlosigkeit.

Schweigen, meiden, fortbleiben. Nur ein langsames Schwirren im Kopf. Zur Verhinderung klaren Bewusstseins. Ich will absehen von mir.

Wenn ich aus einem oder aus mehreren Zimmern von glücklichen Bewegungen berichten könnte, würde ich es tun.

Oft verabrede ich mich mit mir und gehe nicht hin. Hoffentlich sterbe ich weg, bevor ich mir sage, was ich von mir denke.

Martin Walser
(gefunden in: Messmers Gedanken, Suhrkamp)