Freitag, 7. November 2014

basler elegien

In diesen schmalen Gassen, wo man auch mit Gedanken
überall aneckt; in diesem Serpentinenbündel
eines von der Welt längst abgewandten
Hirns, wo man, aufgeregt und abgespannt, die vielen
Kirchen, die Brunnen heimsucht  da gibt es kein Halten
(wie bei der Nadel, die über die Schallplatte humpelt
und in der Mitte vergisst: es ist Schluss). Der ungestalte
Rest des Lebens wird hier erträglich, man wundert
sich, dass Vergangenes zu einem Ganzen
werden, sich vollenden kann. Die Sohlen
trommeln Arien aus dem Pflaster, sie tanzen
Serenaden – die Zeit stimmt ihre frohen
Lieder auf die Zukunft an. Das alles
kommt dem Hündchen auf dem Plattenlabel
wie ein Auftritt von Caruso vor, falls es
nicht schon weggelaufen ist … ins Leben.

Joseph Brodsky
(gefunden in: Römische Elegien, Fischer)