Es ist nicht wahr, dass die Nacht alles grau macht. Es ist ein unbeschreibliches, unnachahmliches Blaugrau – das Grau für die Katzen und das Blau für die Frauen –, das die Nacht so schwer und so süss ausatmet und das so berauscht, wenn es uns zwischen halb zehn Uhr abends und Viertel nach vier morgens anweht.
Sanfter als der Augenaufschlag eines Babys weht uns das Blaugrau an und weht uns um, wenn wir ein blindes, hellhöriges Herz haben. Nachts ist unser Herz blind und hellhörig und dann vernimmt es den Atem der Nacht, den blumenblauen, mausegrauen Atem, der uns, die wir ein hellhöriges Herz haben, immer anweht und umwehen wird, wo wir auch sind...
Wolfgang Borchert