Dienstag, 16. Oktober 2012

Leb wohl

Lebwohl! – wenn je inbrünstig Flehn
Für andrer Glück dort oben gilt,
Dann wird nicht ganz in Luft verwehn
Mein Seufzer, der gen Himmel schwillt,
Nicht Trän' und Wort den Jammer stillt:

Mehr als ein Auge, heiss und hohl,
Aus dem der Strom der Reue quillt,
Sagt dieses Wort – Lebwohl! – lebwohl!

Mein Aug' ist dürr, mein Mund ist still,
Im Hirn und Herzen aber steht
Die Qual auf, die nicht rasten will,
Der Schmerz, der nimmer schlafen geht,
Nicht mehr die Seele klagt und fleht;

Denn Gram und Liebe stürmen wohl,
Doch weiss sie: unser Glück verweht!
Doch fühlt sie nur – lebwohl! – lebwohl!

Lord Byron

(gefunden in: Byrons Werke, Reimer)