Sonntag, 18. November 2012

bin unbewohnt

Ich steh auf, streun durchs Haus
Geh zum Kühlschrank, mach ihn auf
Er ist kalt, er ist leer
Beweg mich im aussichtslosen Raum
Führ Selbstgespräche, hör mich kaum
Bin mein Radio, schalt mich aus.

Ich würd mich gerne verstehn
Aber ich weiss nicht, wie das geht
Der Grundriss ist weg.

Im Spiegel nur ein Gesicht
Stell mich zur Rede, antworte nicht
Stummes Interview
Das Nichts steckt in jedem Detail
In mir sind alle Zimmer frei
Und ich dazu.

Zwangsgeräumte Gründe
Gekündigt von der Zeit
Keine Seele in vier Wänden
Hundert Jahre Einsamkeit
Und alles still, unbewegte Zellen
Und das Wetter gibt's nicht mehr
Die Strasse hat keine Stimme
Autolos und kein Verkehr.

Es tropft ins Herz
Mein Kopf, unmöbliert und hohl
Keine Blumen im Fenster
Der Fernseher ohne Bild und Ton
Ohne Bild und Ton.

Ich fühl mich unbewohnt.

Herbert Grönemeyer
(gefunden auf: Mensch)