Das ist ein sündhaft blauer Tag!
Die Luft ist klar und kalt und windig,
weiss Gott ein Vormittag, so find ich,
wie man ihn oft erleben mag.
Das is ein sündhaft blauer Tag!
Jetzt schlägt das Meer mit voller Welle
gewiss an eben jener Stelle,
wo dunnemals der Kurgast lag.
Ich hocke in der grossen Stadt;
und siehe, durchs Mansardenfenster
bedräuen mich die Luftgespenster...
Und ich bin müde, satt und matt.
Dumpf stöhnend lieg ich auf dem Bett.
Am Strand wär es im Herbst viel schöner...
Ein Stimmungsbild, zwei Fölljetöner
und eine alte Operett.
Wenn ich nun aber nicht mehr mag!
Schon kratzt die Feder auf dem Bogen –
das Geld hat manches schon verbogen...
Das is ein sündhaft blauer Tag!
Kurt Tucholsky
(gefunden in: Gedichte, Rowohlt)