Dienstag, 5. November 2013

pestgaleerenruderschlag

Mein Herz, es klopft, mein Herz, es klopft,
als ob ein Hausknecht Teppich klopft,
das Herz, der alte Esel bockt,
das Herz, das alte Pumpwerk stockt,
mein Herz, es prasselt, rasselt als
ein altes Fallbeil übern Hals,
wie Pestgaleerenruderschlag,
Galgenaufzimmern früh vor Tag.
Wer hackt das Holz in tiefer Nacht?
Es ist mein Herz bloss, das so kracht!
Verstorben alle Melodie –
der Metzger kommt zu jedem Vieh.
Mein Herz, voll Schimmel ganz vergraut,
hart wie ein alter Klöppel haut,
wie einer einen Sarg zuklopft –
unnütz die Not bei Gott anklopft;
so wie ein leckes Schiff hinkeucht,
wie Rinder würgen, die verseucht.
Das Herz wie eine Hündin weint
und ist in Wehmut ganz versteint.
Kein Efeu um sein steinern Bild –
der Trauer Pest zerfrass es wild.
Mein Herz, es schreit, mein Herz, es schreit,
wie Kinder arm im Sterbekleid.
Mein Herz, es scharrt wie tausend Narrn,
so wie ein alter Schinderkarrn;
mein Herz, der arme Totenwurm,
ächzt wie ein alter Glockenturm…
so wie ein Hausknecht Teppich klopft –
kein Engel, der ihm Balsam tropft!
Das Unglück rauscht, das Unglück rauscht –
keine Mutter auf deine Schritte lauscht…
Wenn's Herz – ach, einmal Ruhe hätt
in deinem alten Puppenbett –
o wär's ein roter Abendtand
in deiner kleinen Kinderhand…

Jakob Haringer
(Der liebe Augustin, gefunden in: In die Dämmerung gesungen, Aufbau)