Unterm Pont Mirabeau fliesst die Seine.
Was Liebe hiess,
muss ich es in ihr wiedersehn?
Muss immer der Schmerz vor der Freude stehen?
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Die Hände, die Augen geben wir hin.
Brücken die Arme,
darunter unstillbar ziehn
die Blicke, ein mattes Fluten und Fliehn.
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Wie der Strom fliesst die Liebe, so
geht die Liebe fort.
Wie lang währt das Leben! Oh,
wie brennt die Hoffnung so lichterloh!
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Wie die Tage fort, die Wochen gehn!
Nicht vergangene Zeit
noch Lieb werd ich wiedersehn.
Unterm Pont Mirabeau fliesst die Seine.
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Guillaume Apollinaire
(gefunden in: Unterm Pont Mirabeau, Volk und Welt)