Montag, 15. August 2016

heute nacht

Wenn ich nicht weiter direkt in die Nachttischlampe
schaue,
so dass sich der Glühfaden einbrennt
und mit dem Blick umherschweift,
eine Lichtspur auf dem Augapfel tätowiert;
wenn nicht alle Schränke sperrangelweit geöffnet
und in umgekehrter Reihenfolge wieder geschlossen
werden,
wenn nicht die Kaskade der Amsel aus gebrochenem,
fallendem Glas,
wenn nicht jeder Tonsprung,
wenn nicht jedes Spektrum aus konzentriertem Licht
in eine Tonleiter aus Blut geschleudert wird,
wenn ich im Schein der Strassenlaterne nicht ganz still im Bett liege,
wenn nicht der Schatten des Wasserglases genau an der Tischkante endet,
wenn das Fenster nicht im richtigen Winkel angelehnt ist,
wenn nicht die Schnürsenkel aller Schuhe gelöst sind,
geht heute Nacht die Welt unter.

Morten Sondergaard