Mittwoch, 22. August 2012

Ursula



...fragte sich Ursula, ob es nicht besser sei, sich ein für allemal ins Grab zu legen, sich mit Erde zudecken zu lassen, und furchtlos fragte sie Gott, ob er wirklich glaube, die Menschen seien aus Eisen, um die vielen Kümmernisse und Demütigungen auszuhalten; und während sie sich fragte und fragte, fachte sie ihre eigene Verbitterung nur immer heftiger an und fühlte den unwiderstehlichen Drang, sich wie ein Ausländer Luft zu machen und sich endlich einen Augenblick der Auflehnung zu gönnen, jenen so oft begehrten und verschobenen Augenblick, sich die Entsagung in den Hintern zu schieben und ihr Herz von dem riesigen Haufen von Schimpfwörtern zu entlasten, die sie während eines ganzen Jahrhunderts des Einverständnisses hatte hinunterschlucken müssen.
"Scheisse!" schrie sie.
Amaranta, die Wäsche in die Truhe zu legen begann, glaubte, sie sei von einem Skorpion gestochen worden.
"Wo ist er?" fragte sie bestürzt.
"Wer?"
"Das Tier!" erklärte Amaranta.
Ursula deutete mit einem Finger aufs Herz.
"Hier", sagte sie.

Gabriel Garcia Marquez
(gefunden in: Gabriel Garcia Marquez, Hundert Jahre Einsamkeit, Volk und Welt)