Samstag, 5. Januar 2013

augen heimtragen



Der Mond schaut aus dem Brunnen.
Wer wird
seine Augen heimtragen für den Winter,
wenn der Schnee die Erde zudeckt?
Wer wird
meinen Namen sprechen, die Blüten wiedersehn,
die der Regen treibt?
Wer wird
mich trösten, wenn die Seelen der Bäume
versteinert sind in tausend Jahren?
Wer wird
meiner Verlassenheit einen Grabstein setzen
und nicht nach meiner Welt fragen?
Wer wird
die Vögel lieben, die ich verachte,
weil sie nach Süden ziehn?

Thomas Bernhard
(gefunden in: Gesammelte Gedichte, Suhrkamp)