Mittwoch, 1. Januar 2014

zwölf uhr nachts im januar

Fräulein Q, ein Mädchen aus dem Norden,
im April, an einem schönen langen
Montagabend hat es angefangen,
aber daraus ist dann nichts geworden.

Im September, kurz, in einer müden
wolkenlosen Nacht ist sie verschwunden,
schwirrend leicht in einem roten runden
Rock, ade, da fuhr sie nach Süden.

Im Oktober kamen ein paar schnelle
Grüsse aus den Bergen, ein paar kühle
Grüsse von der schönen Obermühle,
und von einer andren schönen Stelle.

Später fragt man: ist da was gewesen?
Und ich sage: Bitte? Gar nichts war;
heute zwölf Uhr nachts im Januar;
wenn was war, dann hab ich es vergessen.

Ja, mein Herr, man sieht das schöne volle
Glas in meiner Hand und sieht die Brände
der Zigarre, Guten Tag. Und Ende.
Auch der Wind spielt eine grosse Rolle.

Ror Wolf
(gefunden in: Im Zustand vergrösserter Ruhe, Schöffling)