Die Bootsfahrt über den Sund dauert kaum mehr als zehn Minuten. Das Meer ist sehr tief. Zehn Minuten sind nicht viel, aber genug für eine Konversation über das Wesentlichste. Grundstücksgeschäfte, Untreue, eventuell einen seltenen Vogel. Solche Gespräche auf dem Schärenboot können sehr bereichernd, ja angenehm sein, obwohl die Worte, die gesprochen werden, eher banal und spärlich gesät sind. Sie leben trotzdem und zwar davon, dass die Dauer der Fahrt abgesteckt ist. Alle kennen ihre Länge und richten ihren Mund danach.
Nichts fördert die Konzentration mehr als eine bekannte Begrenzung in der Zeit, manchmal auch im Raum. Wenn man nicht weiss, wo die Grenze verläuft, wird alles nur wie immer. Wie das Leben selbst. Vage und zögerlich. oder wie eins all dieser Gespräche, zu denen es regelmässig bei Zugverspätungen kommt. Der Zug bleibt stehen. Keiner weiss, warum, die Zeit vergeht. Man fängt ein Gespräch mit dem Sitznachbarn an, doch da dieser auch nicht weiss, wie lang die Verspätung ausfallen wird, bekommt das Gespräch keine feste Form. Erst wenn der Zug wieder anfährt und man weiss, wie viel Zeit einem zur Verfügung steht, findet man zueinander. Oftmals kurz bevor der andere aussteigt, oder beide.
"Wann fährst du nach Hause?"
Das war immer die erste Frage, die unsere Kinder stellten, wenn wir Besuch bekamen. Erst danach wollten sie Bekanntschaft schliessen.
Fredrik Sjöberg
(gefunden in: Fredrik Sjöberg, Die Fliegenfalle, Bastei Lübbe)